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Der Retter der Cervelat

Das mediale Sommerloch ist da und bietet dem nationalkonservativen SVP Politiker Andreas Glarner die Bühne für ein polemisches und populistisches Getöse. Den Notstand ruft er aus und spendiert edel und so selbstlos Schulen im Kanton Aargau 2000 Cervelats. 

 

Um was geht es? 

 

Aus Rücksichtnahme auf muslimische Kinder soll am Abschluss-Zmittag der Schule in Strengelbach (AG) kein Schweinefleisch auf den Grill kommen. Dies empfahl die Schule in einem Schreiben an die Elternschaft. Was sicherlich gut gemeint war, war aber selten taktlos. Dass dieses Schreiben von nationalkonservativen Kräften für Hetze gegen Muslime benutzt wird, hätte sich die Schulleitung denken können. 

Vor ein paar Jahren gab es fast einen Volksaufstand, weil wegen dem Einfuhrverbot der Europäischen Union gegen brasilianische Darmhäute, eine Knappheit der Cervelats bevorstand. Brüssel wollte den Eidgenossen die Nationalwurst verbieten! :=)

 

Wieso hat sich die Schule zu einem so unsinnigen Schreiben verleiten lassen? Hätte sie nicht einfach zwei Grills aufstellen können oder einen Teller mit und einen ohne Schweinefleisch? So wird das heute an modernen Grillfesten gehandhabt und funktioniert bestens. Veganer, Vegetarier, Muslime, Juden, Christen... egal, so wird es für jeden zum Grillspass. 

 

Kurz zur Erklärung für mit der helvetischen Esskultur nicht vertraute Mitleser_innen: die Cervelat ist wie Fondue, Raclette und Röschti (Rösti) eine der Leibspeisen der Schweizer_innen. Die Cervelat ist eine Schweizer Brühwurst und besteht aus etwa zu gleichen Teilen Rindfleisch, Schweinefleisch, Rückenspeck/gemahlener Schwarte, sowie Gewürzen, Pökelsalz und Kuttershilfsmitteln. Die Zutaten werden im Kutter zerkleinert und in Naturdarm (importierte, meist brasilianische Rinderdünndärme) gefüllt. Traditionell werden die Enden mit einem Kreuz eingeschnitten und auf einem zugespitzten Zweig über die Glut gehalten. Aber sie werden auch gerne roh mit Senf gegessen oder zu einem Cervelatsalat verarbeitet. Beliebt ist auch die Variante von längs eingeschnittenen, mit Käse gefüllten und Speck umwickelten Cervelats (im Volksmund Arbeitercordonbleu genannt). 

 

 

So wünsche ich der Schulleitung Strengelbach mehr Taktgefühl und dem Herrn Glarner en Guete beim Verzehr seiner Cervelat. 

PS: Andreas Glarner wurde 2015 als Vertreter der Schweizerischen Volkspartei SVP in den Nationalrat gewählt und ist seit 2009 Mitglied der rechtspopulistischen, islamfeindlichen Bürgerbewegung pro Köln, die vom Verfassungsschutz des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen verdächtigt wird, rechtsextremistisch zu sein.