63,1 Prozent der schweizerischen Stimmbevölkerung sagten heute Ja zu der Erweiterung des Anti-Diskriminierungsgesetzes und setzten somit ein starkes Zeichen gegen Hass, Diskriminierung und Homophobie. Die Argumente des gegnerischen Komitees waren vergleichbar mit denen 1994 als das Gesetz ursprünglich zur Abstimmung gelangte. Die Erfahrungen in den vergangenen 25 Jahren haben deutlich gezeigt, dass es sich beim Verbot von Diskriminierung wegen Rasse, Ethnie und Religion nicht um ein Zensurgesetz handelt und die Meinungsfreiheit weiterhin gewährleistet ist.
Im Vorfeld der Abstimmung gaben homophobe Übergriffe zu reden. Wie tief der Hass gegen Homosexuelle bei einer kleinen Minderheit verankert ist, zeigte sich auch darin, dass zahlreiche Regenbogenfahnen heruntergerissen oder verbrannt wurden.
Bei meinen Beiträgen auf der Politplattform Vimentis fielen in Kommentaren immer wieder Begriffe wie "abnormal", "pervers" und "abartig". Es ging den Kommentatoren offensichtlich nicht allein um die Abstimmungsvorlage sondern ganz allgemein um Homosexualität und wohl auch um die Ehe für alle.
Hans Moser, Präsident der EDU meinte im Vorfeld der Abstimmung: "Von jeher wird probiert, biblische Wahrheiten aus dem Wort Gottes zu verbannen. Mit der neu angestrebten Einschränkung wird für Priester, Pfarrer, Pastoren und Prediger die biblische Auslegung sehr eingeschränkt. Ebenfalls aber trifft diese Einschränkung auch gläubige Menschen, die sich wo möglich nach den Aussagen der Bibel orientieren. Die Abendländische Kultur, wurde auf Grund der biblischen Richtlinien und den Zehn Geboten gefestigt. Die Geschichte zeigt, dass Nationen, die sich von ihrer Grundlage abgewendet haben, dem Zerfall geweiht wurden."
Dem steht die Meinung der Kirchen- und Religionsvertreter*innen entgegen. So etwa Michel Müller, reformiert-evangelischer Kirchenratspräsident Kanton Zürich: "Gerade im Hinblick auf die Geschichte der Kirche, will und muss sie sich in der Gegenwart für den strafrechtlichen Schutz einsetzen, dort wo Menschen diffamiert, diskriminiert oder gar bedroht werden - insbesondere - wenn sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert sind."
Auch Vertreter*innen der römisch-katholischen Zentralkonferenz, des Schweizerischen Isrealitischen Gemeindebundes, die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, der Schweizerische katholische Frauenbund und die Plattform der liberalen Juden der Schweiz äusserten sich mit einem klaren JA.
Christliche Fundamentalisten wie Hans Moser und Chocolatier Läderach scheinen vergessen zu haben, welch düstere Vergangenheit ihre christlich geprägte abendländische Kultur hat. Hinrichtungen von unehelichen Müttern, Hexenverfolgung, Unterdrückung, Kriege und Missbräuche. Sie vergessen, dass ihre Auslegung von biblischen Wahrheiten und des Wort Gottes diese Greueltaten nicht verhindert haben.
Heute sind es christliche Fundamentalisten und Rechtskonservative welche im Namen ihrer Religionslehre und ihres Wertebildes jeden gesellschaftlichen Wandel zu verhindern versuchen. Wie etwa die Gleichstellung der Frauen, das Verbot der sexuellen Gewalt in der Ehe und die eingetragene Partnerschaft.
Das Anliegen des Ja-Komitees wurde von den meisten Parteien mit einer JA-Parole unterstützt (SP, Grüne, CVP, Grünliberale, BDP, FDP, Piratenpartei und ausser der jungen SVP alle Jungparteien). Einzig die EVP entschied sich für eine Stimmfreigabe und die SVP und die EDU waren für ein NEIN.
Die Schwulenorganisation Pink Cross schrieb heute: "Danke Community. Danke Schweiz. Morgen geht es weiter mit der #Ehefüralle - mit der Absicherung von Familien und Kindern."
Und so ist nach der Abstimmung auch vor der Abstimmung!
Roman Henggli, Geschäftsführer von Pink Cross meinte über das Gegnerkomitee: "Dieses Komitee fordert, dass man möglichst normal und konform, unauffällig sein sollte, um akzeptiert zu werden in der Gesellschaft. Aber wir möchten offen leben und auch offen akzeptiert werden - ohne Gewalt und ohne Beleidigungen."
Diesen Beitrag verfasse ich insbesondere für meine zahlreichen "Haters" auf Vimentis, welche meist im rechtskonservativen und christlich fundamentalistischen Lager angesiedelt sind.
Ich hoffe, dass das heutige deutliche JA ein gutes Vorzeichen ist für die Ehe für alle und diese nach 25 Jahre Zurich Pride und 50 Jahre Stonewall endlich eingeführt wird.